Die Anfänge des Fährturms · 1347–1647

Am 12. Janu­ar 2020 haben wir die Aus­stel­lung zum Fähr­turm eröff­net. Drei wesent­li­che Aspek­te sind es, die die Geschich­te um die­ses Gebiet um den Fähr­turm erleb­bar machen. In kur­zen Tex­ten und vie­len Bil­dern stel­len Wulf Bial­las aus Höten­s­le­ben und Georg Much aus Schö­nin­gen die­se Geschich­te dar.
Die Aus­stel­lungs­er­öff­nung war gut besucht und fand auch danach guten Zuspruch. Lei­der muss­te die Aus­stel­lung nach zwei Mona­ten geschlos­sen wer­den. Jetzt ist sie wie­der – im Rah­men der Coro­na-Regeln – geöffnet.

  • Zoll­sta­ti­on und Gast­stät­te zwi­schen dem Her­zog­tum Braun­schweig und Preußen.
  • Grenz­punkt zwi­schen BRD und DDR. 
  • Grenz­denk­mal an der Lan­des­gren­ze zwi­schen Nie­der­sach­sen und
    Sach­sen-Anhalt.

Zur Geschich­te des Fähr­turms zwi­schen Schö­nin­gen und Hötensleben

Höten­s­le­ben gehör­te bis 1347 zum Land Braun­schweig und dadurch zu Schö­nin­gen. Es kam zu Strei­tig­kei­ten und Kämp­fen zwi­schen dem Erz­bi­schof Otto von Mag­de­burg und Her­zog Magnus von Braun­schweig. Die Trup­pen des Erz­bi­schofs nah­men Höten­s­le­ben und Schö­nin­gen ein.
Aber um Schö­nin­gen behal­ten zu kön­nen, gab Her­zog Magnus Schloss und Amt Höten­s­le­ben an Otto von Mag­de­burg ab.

1347

Die Wirp­ke bzw. Aue wur­de als Gren­ze zwi­schen dem Her­zog­tum Braun­schweig und Preu­ßen fest­ge­legt. Die Gegend war sehr sump­fig und man konn­te nur über eine Furt die Gren­ze wech­seln. Wegen häu­fi­ger Strei­tig­kei­ten ließ der Rat der Stadt Braun­schweig einen Turm erbau­en, in dem der Zoll­erhe­ber und eine Schutz­wa­che unter­ge­bracht waren. Alles dien­te der Siche­rung der Furt. Das Inter­es­se war des­halb so wich­tig, weil die­ser Weg zu den Märk­ten nach Mag­de­burg führ­te.

1434

Ers­te urkund­li­che Erwäh­nung in Käm­me­rei­rech­nun­gen der Stadt Braun­schweig 8 Schil­lin­ge 5 Pfen­ni­ge wur­den ver­bucht für unse heren to Schen­in­ge do se red­den by dem nien tor­ne. Dies ist ein Hin­weis dar­auf, dass der Turm kurz vor dem Jahr 1434 ent­stan­den sein muss. Kur­ze Zeit spä­ter wur­den 12 Schil­lin­ge 8 Pfen­ni­ge notiert für unse heren bey dem tor­ne to Hoten­sle­ve.

1583

Im „Schö­nin­gi­schen Grentz-Regis­ter von 1583“ wur­de erwähnt, dass der Turm für einen frei­en Krug gebraucht (Gast­wirt­schaft) und in Erb­pacht ver­ge­ben wur­de. Außer­dem hat­te der Turm erst­ma­lig einen Namen. Im Grentz-Regis­ter heißt es, dass der Vör­de­turm unmit­tel­bar im Ambt Schö­nin­gen gele­gen ist. Auf einer Kar­te von 1651 ist der Turm zeich­ne­risch ein­ge­tra­gen. „Der mit­tel­al­ter­li­che Turm mit erhal­te­nem Wehr­gang ist rechts des Gast­hau­ses, das direkt an ihn ange­baut zu sein scheint, zu erken­nen.“ (Dr. Moni­ka Bernatzky)

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Quel­le der Kar­te: NLA-WO 16 ALT Nr. 608 BL. 26v ‑27r
Zu die­ser Zeit wur­de der Turm meist Föhr­turm genannt.

1654

Stadt­schrei­ber Vie­bing berich­tet, dass an der Furt ein auf­ge­mau­er­ter Turm, ein Wohn­haus und eine freie Schen­ke erbaut waren. Neben dem Wohn­haus befand sich ein Teich. Ein ver­ei­dig­ter „Föhr­mann“ war ange­stellt, der auf die „Föhr“ (Furt) zu ach­ten und Vor­fäl­le in Grenz­sa­chen umge­hend anzu­zei­gen hat­te. Der Name des Tur­mes erfuhr inzwi­schen eine Ände­rung.
Negst der Aue an der Föh­re steht ein auf­ge­mau­er­ter Turm, … der wird der Föhr­turm genannt, …negst dabei ein Wohn­haus und freie Schen­ke, wor­in­nen sie einen Föhr­mann hal­ten, wel­cher beei­digt wird, daß er flei­ßi­ge Ach­tung auf die Föhr geben und wann etwas in Grenz­sa­chen vor­fäl­let, alsobald und unge­säumt anzei­gen muß.
Wei­ter schreibt Vie­bing im „Liber memo­ran­dum“, dass des Raths Föhr­turm, ein abson­der­li­cher sepa­ra­ter Ort sei, der mit andern … Krü­gen und Schen­ken, im gerings­ten nichts zu tun hat. Hier bestand die Frei­heit, frem­de Bie­re aus­zu­schen­ken. Wenn Fäl­le von Schlä­ge­rei, Blut­rust oder auch wohl Todt­schlä­ge auf­tra­ten, konn­ten die Täter im Turm fest­ge­setzt wer­den. Durch Stadt­schrei­ber Vie­bing erfah­ren wir in die­sem Absatz auch, dass 1625 durch Trup­pen des Haupt­mann Hagen die Spit­ze des Tur­mes abge­brannt wur­de. Also zeigt vor­ste­hen­de Kar­te bereits den Zustand nach die­sem Brand.

Der Fähr­turm auf einer Kar­te von 1717 /​ 1718