Pächter des Fährturms

1657
Hans Wei­he aus Söl­lin­gen pach­te­te für 18 Taler, zwei fet­te Gän­se und zwei Hüh­ner und etwas Fisch den Föhr­turm. Die Pacht ging an die Küche des Schlos­ses in Schö­nin­gen.
1662 bis 1672
Ber­toldt Zwelchmey­er wur­de Päch­ter
1672 bis 1678
Als neu­er Päch­ter über­nimmt Bal­tha­sar Tripp aus Schö­nin­gen den Fähr­turm.
Er zahlt jähr­lich 30 Reichs­ta­ler als Pacht. Fol­gen­de Ver­pflich­tun­gen hat­te er noch über­nom­men:
1. Er muss­te den Weg vom Schlag­baum bis zur Aue in gutem Zustand hal­ten und dar­auf ach­ten, dass die Rei­sen­den zur Win­ter­zeit und bei auf­ge­lau­fe­nem Was­ser för­der­li­che Hil­fe erhal­ten, um best­mög­lich durch die Furt zu kom­men.
2. Fer­ner muss­te er zur Mar­tins­zeit jähr­lich zwei fet­te Gän­se und zwei Hüh­ner, sowie zu Mar­ti­ni und Ostern dem Rat der Stadt… jähr­lich zwei bis drei Gerich­te guter Fische zur Küche lie­fern.
3. Schließ­lich war er noch dazu ver­pflich­tet, für jede Rats­per­son jähr­lich zwei Stück Vieh ohne Ent­geld zu wei­den und zu hüten.

An die­ser Stel­le muss noch ein­mal deut­lich dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass es sich hier nicht um einen Ort han­delt, an dem eine Fäh­re über die Aue fuhr. Wäh­rend anfangs in den Auf­zeich­nun­gen ledig­lich von einem Turm gespro­chen wird, steht 1583 „Vör­de­turm“ in den Unter­la­gen und Vie­bing schreibt von einem „Föhr­turm“. Bei der Pacht­über­nah­me durch Bal­tha­sar Tripp heißt es, dass die Rei­sen­den im Win­ter und bei Hoch­was­ser Hil­fe erhal­ten sol­len, also ein kla­rer Hin­weis dar­auf, dass die­se Hil­fe nicht zu allen Zei­ten not­wen­dig war. Die Aue führ­te damals ver­mut­lich mehr Was­ser als heu­te und des­halb war die Gegend häu­fi­ger über­flu­tet und sump­fig. Karl Rose schreibt daher in sei­nem 2. Band Schö­nin­gen, dass der Name Furt­turm pas­sen­der wäre.
Wei­te­re Päch­ter
1678 bis 1681
Hein­rich Vasel aus Wackers­le­ben
1681 bis 1684
Andre­as Mey­er
1684 bis 1687
Johann Dra­ke
1687 bis 1691
unbe­kannt
1691 bis 1694
Nico­laus Düme­ke
1694 bis 1704
Lorenz Schrö­der Bierstreit

Die Höten­s­le­ber gin­gen zu die­ser Zeit wohl ger­ne auf ein Bier zum Wirt in den Fähr­turm oder kauf­ten dort eine Kan­ne Bier für zu Hau­se. Dies gefiel dem Amt­mann Gre­be in Höten­s­le­ben jedoch nicht und er ver­lang­te von jedem Höten­s­le­ber, der beim Fähr­wirt eine Kan­ne Bier hol­te, zusätz­lich Geld/​Zoll oder warf sie dafür sogar ins Gefäng­nis. Selbst wer sein Bier im Fähr­turm trank, wur­de mit 4 Reichs­ta­lern Stra­fe belegt. So kam es, dass der Wirt Schrö­der in einer Woche nicht ein­mal ein hal­bes Fass Bier ver­kau­fen konn­te.
Über die­sen gerin­gen Bier­ab­satz im Fähr­turm beklagt sich der Rat der Stadt 33 bei den Fürstl. Brschwg.-Lünebg. hoch­ver­ord­ne­ten Her­ren Schatz- und Land­rä­ten und stellt den Antrag, die Bier­steu­er wie­der sen­ken zu dür­fen, um die bran­den­bur­gi­schen Leu­te anzu­lo­cken, dadurch einen grö­ße­ren Umsatz zu erzie­len und so der Bier­steu­er­kas­se höhe­re Ein­nah­men zu ver­schaf­fen. Die Ant­wort war für die Stadt gut aus­ge­fal­len und ent­hielt den Satz, dass sie (die Stadt) auf drei Jah­re lang die Erlaub­nis für die hal­be oder ein­fa­che Bier­steu­er bei ihrem Föhrt­hur­me haben sol­le.
1704 bis 1704
Wil­helm Lüder Sie­ver­ling
1704 bis 1712
Fr. Schü­ne­mann
1712
Franz Chris­toph Fül­le­kru­se Die Eides­for­mel, mit der Franz Fül­le­kru­se 1712 ver­ei­digt wur­de, um den „Vöhrt­hurm“ über­neh­men zu kön­nen, ist als Pro­to­koll über­lie­fert. (Abge­druckt bei Karl Rose)
1712 bis 1727
Johan Kon­rad Kniep

In sei­ne Zeit fiel ein Streit mit dem Amt Höten­s­le­ben wegen eines uner­laub­ten Haus­bau­es. Dadurch ist uns eine Zeich­nung erhal­ten, die die räum­li­chen Auf­tei­lun­gen und Bebau­un­gen die­ser Zeit erken­nen lässt.

1727 bis 1730
Mat­thi­as Georg Reihewald

Grenz­strei­tig­kei­ten von 1727
Grenz­strei­tig­kei­ten gab es immer wie­der. 1727 hat­te der Höten­s­le­be­ner Krü­ger Canitz auf der Wie­se zur Höten­s­le­be­ner Sei­te der Aue mit sei­nen Pfer­den Scha­den ange­rich­tet. (ver­mut­lich han­delt es sich hier um Wie­se Nr. 7) Des­halb pfän­de­te der Fähr­turm­wirt Georg Rei­he­waldt, der zum Schutz jener Wie­se ver­ei­digt wor­den war, eines die­ser Pfer­de und stell­te es in sei­nem Stall ab. Der Krü­ger Canitz war sich kei­nes Ver­ge­hens bewusst und hol­te sich in der Nacht sein Pferd aus dem Stall zurück. Im Gegen­zug hat­te das Höten­s­le­be­ner Amt ein Schwein des Fähr­wir­tes beschlag­nahmt, weil es nach des­sen Mei­nung auf Höten­s­le­be­ner Land gras­te. Als der Fähr­wirt dem Höten­s­le­be­ner Actua­ri­us (Schrei­ber) sei­nen Ver­trag mit der Stadt Schö­nin­gen zeig­te, mein­te die­ser: „Die Leu­te ver­pach­ten mehr als sie haben, sie haben ihr Haus und den Schank und wei­ter nichts.“ Das Schwein wur­de vor­erst nicht her­aus­ge­ge­ben. (Die Höten­s­le­be­ner gin­gen also davon aus, dass alle Wie­sen bis zur Aue zu ihrem Bereich gehör­ten.) Rei­he­waldt mel­de­te den Fall der Stadt Schö­nin­gen und die­se wand­te sich an die Gehei­men Räte in Wol­fen­büt­tel. Auf Grund eines vor­han­de­nen Grenz-Rezes­ses (orts­recht­li­cher Ver­gleich) aus dem Jah­re 1597 erhielt Schö­nin­gen Recht. Dort hieß es sinn­ge­mäß: Da also der Wacht­mann im Schei­ningschen Vor­de­thurm hin­ter der Aue Rich­tung Höten­s­le­ben eine Wie­se hat, soll es wei­ter-hin so blei­ben, wie es war, dass ihm die Wie­se gehört und er pfän­den darf, was sich dar­auf befin­det, um es in sei­nen Thurm zu neh­men. Es ist nichts dazu zu fin­den, ob oder wann Fähr­wirt Rei­he­waldt sein Schwein zurück­be­kom­men hat.

1730 bis 1748
Fried­rich Hei­ke Ab 1745 wird die Neu­ver­pach­tung des „För­thurm“ jeweils im Blatt der neu erschie­ne­nen „Braun­schwei­gi­sche Anzei­gen“ beworben.

Wei­te­re Päch­ter
1748
Johann Nico­laus Him­mel
1753
Johann Vin­cenz Cro­ne
1754
Johann August Her­tel
1763 bis 1768
Lud­wig Bos­se
1768
Hein­rich Chris­toph Vasel aus Höten­s­le­ben kauf­te Gelän­de und Haus erpacht­wei­se. Er hat­te 1000 Reichs­ta­ler sofort zu zah­len und jähr­lich 55 Reichs­ta­ler abzu­ge­ben. Im sel­ben Jahr noch leg­te er den Bür­ger­eid ab und wur­de Schö­nin­ger Bür­ger. Nach des­sen Tod (1789?) erb­te sei­ne Wit­we den Fähr­turm.
1789 am 6.3. trat sie ihn aber schon an ihren Schwie­ger­sohn August Sigis­mund Heu­er (Heyer Hoyer) ab. Er über-nahm den Hof und trat in den Erb­pacht­ver­trag von 1768 ein und wur­de eben­falls Schö­nin­ger Mit­bür­ger. Er wur­de als Wirt und Zoll­erhe­ber ver­ei­digt und über­nahm zahl­rei­che Pflich­ten.
1826 August Sie­ge­mund Heyer (Sohn von Sigis­mund Heu­er) wur­de Nach­fol­ger als Fähr­turm­wirt. Er starb 1845 kin­der­los im Alter von 42 Jah­ren und ver­erb­te den Fähr­turm an sei­nen Nef­fen.
1845
Andre­as Johann Chris­toph Heyer (Nef­fe von Sie­ge­mund Heyer) war beim Erb­fall aber erst 10 Jah­re alt. Des­halb wur­de der Hof ver­pach­tet und
1845 bis 1861
führ­te daher Hr. Ruhe aus Höten­s­le­ben die Geschäf­te als Päch­ter Acker­mann Vasel war der Vor­mund von Andre­as Heyer. Er ver­such­te, das bestehen­de Erb­pacht­ver­hält­nis zwi­schen den Fähr­turm­wir­ten und dem Rat der Stadt Schö­nin­gen abzu­lö­sen. Die Ver­hand­lun­gen dau­er­ten bis 1858. Als Ablö­sungs­sum­me muss­te Andre­as Heyer 1507 Reichs­ta­ler, 27 Gro­schen und 7 Pfen­nig zah­len.
1861
Andre­as Heyer über­nahm nun im Alter von 26 Jah­ren selbst den Fähr­turm. 1878 errich­te­te er ein neu­es mas­si­ves Haus, in dem das Post­amt des preu­ßi­schen Dor­fes Höten­s­le­ben ein­ge­rich­tet wur­de.
1887
Starb Andre­as Heyer. Sei­ne Frau Marie Sophie Heyer geb. Rabe führ­te den Fähr­turm wei­ter.
1901
Ab die­sem Jahr führ­te Otto Heyer für sei­ne Mut­ter die Gast­wirt­schaft wei­ter.
1908
Erhielt er selbst die Kon­zes­si­on. Er bau­te einen gro­ßen Saal an und im Gar­ten eine über­dach­te Holz­boh­len-Kegel­bahn, die von Schö­nin­gern und Höten­s­le­be­nern gern benutzt wur­de. Sie litt aber sehr unter der Wit­te­rung, da sie nach einer Sei­te hin offen war. Wann die­se Zubau­ten genau erfolg­ten ist unklar, aber die Gebäu­de tau­chen schon in einer Zeich­nung zu einer Ver­si­che­rung von 1900 auf.
1911
Am 18. Febru­ar wur­de im Fähr­turm der „Fuß­ball­club 1911 Höten­s­le­ben“ gegrün­det. In den Vor­stand gewählt wur­den: Paul Benecke als 1. Vor­sit­zen­der; Wil­li Goe­de­cke als Schrift­füh­rer; Otto Heyer als Kassierer

1925
Grund­stein­le­gung eines neu­en Schüt­zen­hau­ses und eines Schieß­stan­des auf dem Gelän­de des Fähr­turms für die 1849 gegrün­de­te Schüt­zen­kor­po­ra­ti­on Höten­s­le­ben. Es bestand „die Absicht, Schüt­zen­haus und Schieß­stand auf dem alten Gelän­de wie­der zu errich­ten.“ Gemeint war Gelän­de in Höten­s­le­ben. Aber die­ser Plan schei­ter­te dar­an, dass es erheb­li­che Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten poli­ti­scher und per­sön­li­cher Art zwi­schen den Schüt­zen und der Höten­s­le­be­ner Gemein­de­ver­tre­tung gab.