Ein Langzeit-Ehrenamtlicher – 40 Jahre Mitarbeit im Heimatverein
Im Protokoll der Jahreshauptversammlung konnten Sie lesen, dass Herr Hans-Günter Appuhn am 26.2.2017 sein Amt als Schatzmeister niedergelegt und sich von allen Tätigkeiten im Verein zurückgezogen hat. Ein wichtiger Grund, auf sein langjähriges Wirken im Heimatverein hinzuweisen.

Herr Appuhn war noch kein Mitglied des Vereins, als er im ersten Halbjahr des Schuljahres 1975/76 in einer 11. Klasse des Gymnasiums ein Projekt mit dem Titel „Schöningen“ durchführte. Die Schüler sollten in Gruppen verschiedene Themen bearbeiten und schriftlich festhalten. Schließlich wurden die Ergebnisse in einem Heft zusammengestellt. Die Beschäftigung mit dem Thema muss bei Hans-Günter Appuhn den Bedarf nach mehr Information, vielleicht auch schon den Wunsch nach eigener Mitarbeit im Verein (?) geweckt haben, denn im Dezember 1975 trat er dem Heimatverein bei. Als der Verfasser dieses Artikels 1976 in der Zeitung las, dass ein Heft im Unterricht entstanden war, wurde er neugierig und fragte bei Herrn Appuhn nach, wo diese Schrift käuflich zu erwerben sei. Ein freundliches Lachen am Telefon war die Einleitung zu der Antwort: „Käuflich erwerben? Das bekommen sie umsonst. Wir freuen uns doch, wenn sich jemand für unsere Arbeit interessiert.“ So schreibt er auch in seinem Vorwort zu dem Heft: „Schüler und Kursleiter würden den Lohn ihrer Bemühungen darin sehen, wenn im Leser dieser Schrift, die in ihrem Umfang nur fragmentarisch sein kann, der Wunsch geweckt würde, die angeführten Quellen nachzulesen und die beschriebenen Sehenswürdigkeiten selbst einmal in Augenschein zu nehmen.“ Ein wichtiger Gedanke, so weiß ich heute, denn andere für ein Thema zu interessieren, es so aufzubereiten, dass es andere interessiert, damit sie sich weiter mit dem Thema beschäftigen, so habe ich, der Verfasser dieses Artikels, Hans-Günter Appuhn viele Jahre später im Heimatverein, als ich die Schriftleitung von „Unsere Heimat“ mit Heft 2/2001 übernommen hatte, erst richtig kennengelernt. 1979 wurde er zum 2. Vorsitzenden gewählt und übernahm schließlich 1986 das Amt des Schatzmeisters, dass er dann 30 Jahre lang ordentlich und übersichtlich zur Zufriedenheit der Kassenprüfer und somit des Vereins ausübte, wie die Protokolle der Jahreshauptversammlungen ausweisen. Neue Mitglieder aufnehmen, verstorbene Mitglieder austragen, Zahlungseingänge überprüfen, säumige Zahler anmahnen, Einzugsermächtigungen einrichten, zweimal neue Konto-nummern des Vereinskontos bedenken, sich ins Online-Banking einarbeiten, Aufstellungen für das Finanzamt erstellen und einreichen und sich mit dem Finanzamt nötigenfalls auseinandersetzen. Die Aufstellung zeigt: Die Arbeit eines Schatzmeisters bereitet nicht immer nur Freude, sondern ist harte Arbeit, harte ehrenamtliche Arbeit. Verwunderlich, dass Hans-Günter Appuhn trotzdem noch Zeit hatte und Lust verspürte, sich auch in anderen Bereichen des Heimatvereins zu engagieren. So wollte er nie den Kassenbericht nur ernst darlegen, sondern trug am Ende immer eine Zusammenfassung oder ein dazu passendes Thema in fröhlichen Versen „op Platt“ den Mitgliedern der Jahreshauptversammlung vor.
Zahlreiche Artikel für das Mitteilungsblatt „Unsere Heimat“ wurden von ihm verfasst, zahlreiche Sonderausstellungen im Erdgeschoss unseres Museums gestaltet. Alle diese Arbeiten sind zeitaufwendig, denn sie erfordern genaue Recherche, Sammeln von Texten und Bildern, diese auswerten und eine Auswahl festlegen. Sein Hauptthema war die schulische Entwicklung in Schöningen, wobei er sich besonders für die Geschichte des Gymnasiums begeisterte. Gern erinnere ich mich dabei an die Ausstellung mit dem 100-jährigen Walter Engel, weil diese in besonderer Weise zeigt, dass die Beschäftigung mit der Vergangenheit immer auch Begegnung in der Gegenwart bedeuten kann. Aber solche Entdeckung gelingt nur, wenn man unermüdlich sich einer Sache widmet und sie in viele Richtungen betrachtet, also dem Grundsatz folgt, wie aus seinem Vorwort 1976 zitiert: Quellen nach-lesen und Sehenswürdigkeiten (und hier ergänze ich) auch Menschen in Augenschein nehmen. Die Organisation der Besichtigungs- und Theaterfahrten war für ihn viele Jahre eine Herzensangelegenheit. Eine genaue Vorbereitung und das Ziel vorher anfahren, bildeten die Grundlage für den Erfolg dieser Reisen. Hallerkuchenessen und Adventsfeier waren für ihn ein Anlass, den Versammelten Lustiges oder Wissenswertes aus der Zeitgeschichte vorzutragen.

Gemeinsam haben wir 10 Jahre lang geschauspielert. Die Erarbeitung und das Üben des Stückes waren stets Stunden großen Spaßes und wenn die vereinseigenen Theaterstücke (siehe auch Text auf der nächsten Seite) aufgeführt waren, führte dies zu einer großen Zufriedenheit. Hans-Günter Appuhn war in Charakterrollen wie Wilhelm Tell oder Karl der Große zu sehen, als Bürgermeister der Schöninger Zeitgeschichte, aber auch die Rolle als geduldiger Ehemann oder Onkel Günter spielte er meisterlich und eindrucksvoll. 40 Jahre Mitarbeit in Verein und Vorstand gehen zu Ende. Für diesen langjährigen und vielfältigen Einsatz ganz herzlichen Dank. Lieber Herr Appuhn, wir werden Ihre vielfältige Arbeit vermissen und wir werden einige Zeit brauchen, die ein oder andere Lücke zu schließen. Doch vielleicht entdecke ich unter meinen E‑Mails ja doch ab und zu einen Absender H.G.Appuhn@t‑online.de mit dem Betreff „Beitrag für die nächste UH“. Ich würde mich sehr freuen.
Georg Much