Die Nachkriegsjahre — Grenzpunkt Fährturm
Der Gastwirtschaftsbetrieb wurde 1945 wegen Errichtung der Zonengrenze stillgelegt und verlor sein wichtigstes Umfeld.
Frau Hedwig Heyer berichtet (aus: „Lebensjahre im Schatten der Grenze“, sinngemäß wiedergegeben) 1945 wird der Fährturm zunächst von den Amerikanern besetzt und wir mussten ins Nachbargebäude zu unseren Mietern ziehen. Dann kamen die Engländer und blieben zwei Jahre.

Als 1952 die Grenze an der Aue geschlossen wurde, verloren wir auch unsere Strom- und Wasserverbindungen. Die Leitungen zwischen Hötensleben und dem Fährturm wurden getrennt. Zwei Jahre hat es gedauert, bis wir an das Schöninger Stromnetz angeschlossen wurden. Eine neue Trinkwasserleitung haben wir nie bekommen. Anfangs mussten wir uns das Wasser in Kanistern selber holen, später kam regelmäßig die Feuerwehr aus Schöningen und hat uns unsere großen Vorratsbehälter befüllt.
Das Gelände jenseits der Aue gehörte immer zum Fährturm. Dies ging uns nun verloren und Ersatz haben wir nicht bekommen. (Siehe auch „Grenzstreitigkeiten 1727“) 1948 3. Januar, Artikel aus der Braunschweiger Zeitung „Auf Grenzwache am Silvesterabend“. Im Gasthaus Fährturm liegt der Grenzposten der Kreispolizei. Ein halbes Dutzend von Polizeibeamten hat hier den Grenzverkehr zu kontrollieren. Sie schlafen in einem Raum nach Soldatenart, weder luxuriös noch bequem. Doppelbetten, ein Tisch, ein paar Stühle bilden die Ausstattung, die durch einen Weihnachtsbaum und einen Radioapparat zeitgemäß bereichert und verschönert ist. Im davor liegenden Kontrollraum riecht es weniger nach Weihnachten, als nach Heringen. Große Fässer stehen in einer Ecke in denen das beliebteste Tauschobjekt unserer Tage in erheblichen Mengen aufgestapelt wird. Hötensleben liegt gewissermaßen vor der Tür. Man sieht die Häuser und Höfe des ausgedehnten Dorfes. Aber so nah es dorthin ist, so unerreichbar ist es zugleich.
Zwischen Fährturm und Dorf verläuft die Zonengrenze, markiert durch eine Sperre und einen Graben. Auch ein Stacheldrahtgewirr lässt sich erkennen. Daß man beiderseits der Straße auf allen möglichen Schleichpfaden die Grenze überqueren kann, ist klar und bekannt.

Auch die Polizei weiß es. Sie versucht, diesen Grenzverkehr durch Streifen zu kontrollieren, kann das bei ihrem geringen Personalbestand selbstverständlich aber nur in beschränktem Maße durchführen. Auf der anderen Seite sind, soweit bekannt, die Kontrollen schärfer und eingehender. Ein deutscher Polizeiposten und eine russische Kommandantur bemühen sich gleichermaßen darum. Die Gerüchte, dass beide, Polizei und Truppe, verstärkt werden sollen, wollen nicht verstummen. Noch ist die Verstärkung aber nicht erfolgt, die den Polizeiposten auf 18 Mann und die militärische Wache auf 22 bringen soll.“
Geregelte Grenzübertritte 1948 – am 1. März berichtet die Braunschweiger Zeitung, dass die Grenze noch offen ist. Die Menschen dürfen ihrer Arbeit nachgehen und die Demarkationslinie überschreiten, müssen sich aber einer Kontrolle unterziehen. Die Grenze ist hier durch eine Sperre und Stacheldraht gekennzeichnet. Hötenslebener z.B., die bei der BKB arbeiten, bekommen Zulagenkarten und müssen nach Schöningen, um diese einzulösen. Neben diesem offiziellen Überweg verlaufen Pfade, die heimlich zum Schwarzhandel genutzt werden.

Die letzten Besitzer 19xx
Wann Otto Heyer junior (Sohn von Otto Heyer 1908 bis 1984) das Grundstück mit Gastwirtschaft übernahm, ist nicht gesichert. Wahrscheinlich war es erst nach dem zweiten Weltkrieg, da in der Familie erzählt wurde, dass die Übergabe eher hätte erfolgen müssen. (So berichtet Jochen Heyer) Otto Heyer senior starb 1957 im Alter von 85 Jahren. Hedwig Heyer starb 1990. Wie die Besitzverhältnisse nach Ihrem Tode waren und wann das Gebäude an die BKB überging, muss noch genauer erkundet werden.